Francisco López & Miguel A. García’s “Ekkert Nafn” reviewed by African Paper

Francisco López und sein auch unter dem Namen Xedh bekannter Kollege Miguel A. García sind leidenschaftliche Versteckspieler, stets auf der Suche nach alltäglichen Geräuschen mit interessierter Kehrseite, oder nach dem Potenzial dessen, was man herkömmlichen akustischen und elektronischen Instrumenten entlocken kann. Versteckspieler sind sie deshalb, weil bei ihnen selten Klänge in wiedererkennbarer Form ihren Weg auf einen Track finden, sondern durch mehrere Stufen digitaler Unkenntlichmachung geschickt werden.

García hat zudem ein Faible für ganz ähnlich aufgeschnappte und verfremdete Wortbildungen, die er gern als mehrdeutige (oder nur scheinbar sinnhaltige) Titel verwendet. “Ekkert Nafn” klingt wie ein Personenname, ist allerdings die isländische Übersetzung von “No Name”, der Titel eines der beiden Stücke auf dem vorliegenden Album, auf dem beide Künstler das gleiche zusammen angesammelte Klangmaterial einer jeweils eigenen Chiffrierung unterzogen haben.

Auf López’ die erste Seite ausfüllendem Stück “No Name” kann man den Ursprung der verwendeten Sounds allenfalls gelegentlich erahnen, zumindest bei dem grillen- oder zikadenartigen Zirpen, das exponiert auf dunklem Fundament die gut halbstündige Komposition eröffnet. In mehreren Anläufen bricht klirrender, rumpelnder und manchmal auch tosender Lärm ins Setting ein, und wenn es nach dem größten Bruch plötzlich sehr ruhig wird, erscheinen einem die plastischen Sounds – hallunterlegtes Hauchen, geloopte Perkussion, stylische Elektrosunds etc. – noch klarer als zuvor. Arbeitet Lopez mit der Hervorhebung klanglicher Materialität, so ist García ein großer Wirkungsästet und setzt auf etwas, das auch in Lopez’ Beitrag im Kleinen steckt: Hypnotik und Spannung. Dasmag an dem Wind liegen, der eine ganze Zeitlang durch den Raum heult und fegt und schon dadurch eine endzeitliche Bedrohlichkeit evoziert. Aber das Resultat ist – nicht nur in der wie aufgeklebt wirkenden Melodie- und Beatansätzen – durchweg monotoner und so von einer trancehaften Qualität.

Ob beide auch Sounds aussortiert haben oder ob die Resultate nur durch die jeweilige Bearbeitung so unterschiedlich ausgefallen sind, muss Geheimnis bleiben. Dass man aber auch immer wieder Gemeinsames findet, schafft eine subtile Klammer, die aus der Kollaboration dann doch eine zusammenhängende Sachen macht. (A.Kaudaht)

via African Paper