“Unfurling Streams” reviewed by Bad Alchemy

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MONTY ADKINS, jener feinsinnige Dröhnminimalist und Elektroakustiker aus Warwickshire, der zuletzt mit Fragile, Flicker, Fragment (2011) sich in Erinnerungen vertiefte und bei Four Shibusa (2012) sich von japanischer Schlichtheit leiten ließ, der sinniert nun hier bei Unfurling Streams (Cró­nica 094~2015) über eine ziemlich bekannt gewordene Zeile von E. E. Cum­mings: for whatever we lose (like a you or a me), it’s always our self we find in the sea. Es schwebte Adkins wohl vor, mit seinen fließenden und changierenden Clicks und Glitches das Fließende und sich dabei ständig Verändernde des Lebens per se zu reflektieren. Das Klangmaterial für diese in ihrer Feinheit gleich wieder vertrauten Klangströme wurde er­zeugt mit perkussiven Selbstbau­instrumenten, die aber nicht geschlagen werden, sondern nur quasi windspielerisch tönen mit meist metalloidem, gelegentlich auch holzigem oder glasigem Klingklang. Klangschalenklang und ein gläsern feines glocken- oder stabspielerisches Tüpfeln fließen mit auf einer orgelnden Strömung. An deren Ufer lässt sich kaum vermeiden, über heraklitsche Fragmente zu meditieren. Oder über die visuellen Fließ­formen von Stephen Harvey (der auch schon die Coverimages zu den letzt­jährigen Releases Residual Forms und Rift Patterns beisteuerte). Adkins sucht nämlich gezielt nach audiovisueller Synergie, schon bei Five Panels (2009) im Hinblick auf Bilder von Mark Rothko und bei Four Shibusa in Kol­laboration mit der Malerin Pip Dickens. Man kann aber auch einfach nur tagträumerisch ins Wasser starren, an einem Gras­halm kauen und über Cummings How do you like your blue-eyed boy, Mister Death? grübeln, das sich Harry Crews auf den Oberarm hatte tätowieren lassen.