“Gamelan Descending a Staircase” reviewed by Bad Alchemy

Gamelan Descending a Staircase
Der 33-jährige litauische Klanginstallateur und Composer-Performer nimmt hier Marcel Duchamps ‘Nu descendant un escalier’ von 1912 als Inspiration für eine klangliche Analogie. Zerlegt in Myriaden tröpfelnder Partikel lässt er eine Klanggestalt endlos eine Treppe herunter kommen. Als eine Kaskade von perkussiven Schritten, die das nackte Steigen, die Bewegung als zimmerwährenden Zustand suggeriert. Als Spielfeld nutzte Bumšteinas (zusammen mit Raminta Atnimar) Gamelans im Ethnologischen Museum Dahlem in Berlin. Mit diesem Quellmaterial formte er eine Surround-Sound-Komposition von 50 Minuten, die erstmals im April 2015 beim Jauna Musika Festival in Vilnius erklang. Wie bei Zenons Paradox, um’s Eck gedacht, wird bei Bewegtheit von allem, des Körpers in der Zeit und der Zeit im Rauschen des Blutes und im Zerfall der Zellen, als Zustand wahrnehmbar. Als muybridgesches Daumenkino. Als “das Nicht-Fließende, das fließt.” Als kontinuierliches Diskontinuum. Als permanenter Abstieg, der einem Klingklang, der das klöppelnde und glockenspielerische Werk der vier Hände regnerisch und windspielerisch erweitert und entgrenzt. “Alles formt sich durch Zahlenverbindungen zwischen diesen Klangmolekülen”, um noch einmal Roberto Calasso murmeln zu lassen.