“Product 06” reviewed by Bad Alchemy

Das Auge hört mit bei dieser Fortsetzung der Crónica-Splitreihe, einmal durch die ‚haarige‘ Graphic von C.E.B. Reas und nocheinmal durch ‚A Feather in My Bathdub‘, ein Quicktime-Movie von The Beautiful Schizophonic. Jorge Mantas, das Gesicht hinter diesem Nom de plume, bestreitet mit seinen zehn ‚Love Songs for a Psychoacoustic Girl‘, adressiert an den Nymphenreigen Ariane, Nymphia, Neina, Venusiana, Oriana, Nadja, Elektra, Sophia, Lorelei und Aquatica, auch den Mittelteil des Dreifach-Splits. Wobei vermutet werden darf, dass man diesen Schönen der Nacht nur in Laptopia begegnen kann. Voraus geht den Flirts mit den körperlosen Ladies of Darkness Pawel Grabowskis ‚But I‘m Not‘. Der Pole mit Wahlheimat in Dublin hatte sich schon mit seinen Cirr‘s Songs auf Drone pessimistisch gestimmt gezeigt. Und auch diese dröhnminimalistischen Aufzeichnungen aus dem Totenhaus raten einem, allzeit aufs Schlimmste gefasst zu sein. Seine Fieldrecordings, Radio- & Sinuswellen breiten sich wie Flechten auf einem Grabstein aus. Arianes Gewisper wirkt danach erst recht wie nicht von dieser Welt. Und Ariane geistert auch durch den Aquatica-Song, als singende Gefangene aus Chantal Akermans ‚Meditation on desire, obsession, love, and possession‘ La Captive. Bei ‚A Feather in My Bathdub‘ kehrt der Geist eines Troubadours in eine Burgruine zurück und findet zwischen den kahlen Mauern nichts – als ein nacktärschiges Engelchen. Im dritten Drittel erklingt ‚Natureza Morta‘ von James Eck Rippie + Paulo Raposo, entstanden im Gedankenaustausch zwischen Houston, TX, und Lisboa. Stockende Vinylloops, Windgesirr, dröhnendes Glockengeläut und gespenstische, nicht zu entziffernde Geräusche malen ein dunkel getöntes Stillleben. Einsamkeit, Vergänglichkeit, Sterblichkeit und ein Hauch von Nekrophilie bringen so die drei Dreamscapes auf einen gemeinsamen Nenner. Was für ein süßer Schmerz kann Trübsal sein.

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