Máquina Magnética reviewed by Bad Alchemy

Gustavo Costa, einer der Köpfe des Sonoscopia-Kollektivs in Porto, der als Drummer mit acoustic & electro-mechanic percussion schlagwerkt, hat sich seit den frühen 90ern vom schlimmen Finger mit Genocide und Malevolence zum engagierten Free Jazzer und Improvcrack gemausert, mit Red Albinos, Radial Chao Opera oder Lost Gorbachevs („From Neoliberalism to Totalitarian Capitalism“), als Most People Have Been Trained To Be Bored, in der Bandbreite von Martin Bladh bis Jamie Saft, von Vitor Joaquim bis Gonzo Almeida, mit dem er als Ikizukuri sogar im Trio trommelt. Nach „Entropies and Mimetic Patterns“ (Sonos020) als couragiertem Alleingang, zeigt Máquina Magnética (Crónica 176~2021 / Sonoscopia, Sonos021) ihn zusammen mit den beiden Crónica-Machern Pedro Tudela &Miguel Carvalhais, die man als das Computer-Duo @c kennt – live gehört zu MÁQUINA MAGNÉTICA noch Rodrigo Carvalho mit generative visuals + interactive lights. Unterhalb der audiovisuellen Dimenson dominieren der Zusammenklang des Manuell-Organischen mit dem Synthetischen und der Input des Spontanen in kompositorischer Nachbereitung. Denn die sechs Tracks entstanden im Studio-Mix aus zwei elektro-akustischen Improv-Sets, wobei Costas Tockelbeats und rauschende Becken morphend und gestaltwandlerisch noch einmal vertieft mit den Computersounds verschmolzen wurden. In Soundscapes, die wie im Traum oder wie unter Wasser gedehnte Bewegungen suggerieren, mit dongenden Schiffswrackklängen, kratzigen Impulsen, knattrigen Pixeln, klapprigen Kaskaden und Strudeln. Costa traktiert Metall und Holz zu Herzschlag-Tamtam, Knisterspuren hüpfen über Becken und Gongs. Klänge flattern und dröhnen, Finger trappeln, Sticks tanzen über die Felle, impulsiv umsurrt und bespritzt, rau beknarrt, wobei der @c-Computerclub nicht weniger agil pollockt, zischt und wummert. Zu gedämpftem Pulsen morphen Dröhnwellen, singen Metallkanten, schnurren Automaten, Geräusche knistern, ploppen, werfen knattrige keine Wellen zu wetzendem Bowing auf dröhnendem Fond in zuletzt aufhellender Tönung. Ein Mensch-Maschinen-Ballett am digitalen Fliegenpapier des Anthropozän. Rigobert Dittmann