“Product 01” reviewed by Ikon

Spannend: zwei Künstler mit höchst unterschiedlicher regionaler und musikalischer Herkunft, mit heterogenen Ästhetiken und Produktionsstrategien auf einer Split-CD. Der in Australien arbeitende Sumugan Sinavesan präsentiert in insgesamt 8 Tracks eine Auswahl experimentel-ler, oft sehr improvisiert klingender Soundcollagen, deren mal fragilere (“Sinus3), mal grob-körnigere (“One Note Solo3) Struktur vorschnelle Kategorisierungen immer wieder gekonnt unterläuft. Sinavesan, dessen sympathische Klangkörper u.a. das International Symposum for Electronic Art im japanischen Nagoya (2002) untermalten, kann auch auf einen breiten Erfah-rungsschatz als Rockmusiker bauen, was man in der von extremem Hall und ausufernder Distortion geprägten und entfernt an missbrauchte E-Gitarren erinnernden Exkursion von “Across3 noch vage zu erkennen glaubt. In gewisser Weise setzt Sumugan Sinavesan die Ex-perimente des Krautrock mit digitalen Mitteln fort.

Wo man Sinavesans Stücken einen avantgardistischen Impuls zur Formenimplosion anmerkt, beweist Durán Vásquez die größere Vielfalt. Der erforscht nämlich Klanglandschaften, die neben ausschweifenden Delay-Spielereien auch über rudimentäre Melodien (“Rochas no Ceo3) und Beats (“Virus Simplicity3) verfügen. Vásquez hat sich in den neunziger Jahren mit Techno und Ambient beschäftigt (“War Simplicity3), die Grenzen dieser Genres jedoch im-mer wieder kreativ unterwandert. Besonders sympathisch: In Vásquez´ Ästhetik begegnet man dem Werk eines musikalischen Autodidakten, der sich nicht selbst als übertrieben inno-vativ ausstellt, sondern stattdessen sehr unaufgeregt seine ganz eigene Suche nach neuen mu-sikalischen Ausdrucksformen betreibt.

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