Miguel A. García’s “Evhiblig” reviewed by Bad Alchemy

Sein baskischer Kollege Fernando Ulzión nennt, angeregt durch MIGUEL A. GARCÍAs Evhiblig (Crónica 178~2021, digital), die Wahl zwischen the terror of silence und the terror of noise eine bloß scheinbare. Denn was den einen als Skylla und Charybdis, Pest oder Cholera, vorkommt, ist die Konfrontation mit einem Zwillingspaar oder, denkt an Vollmond und Neumond, sogar nur den Phasen von ein und demselben. Jedenfalls sind Lärm und Stille so untrennbar, dass der Anfang des einen immer das Ende des anderen bedeutet. Es ist das Zuviel oder Zuwenig, das den Schrecken und die Qual in sich trägt. Wobei ich mit Marshall McLuhans ‘hot’ & ‘cold’ zudem meine, dass heißer Druck oder kalter Sog ganz verschiedene Wirkkraft entfalten. García ist dabei auch so einer, der, während ich glaube, mich nur mal auf dem Sofa umgedreht zu haben, mit Jeff Surak „I Could Agree With You But Then We’d Both Be Wrong“ und mit Frans de Waard „Interior Sounding“ zustande gebracht hat, sein ‘Assoingintz’ an ‘Pestis Eram Vivus Moriens Tua Mors Ero’ von Miguel Souto gefügt hat und mit Piotr Tkacz & Sébastien Branche „Phassionists“ elektrifiziert hat. Er zeigte sich mit Ilia Belorukov als Wolkokrots kryptisch und mit Yann Hagimont als Soleil Satan in Brombeerhecken. Hier schwirrt er als elektronische Fliege um sirrend siffende Abflüsse und andere Attraktionen für ein Fliegenhirn. Eine metalloid perkussive und sur­rende Geräuschwelt mit dunklen Klangschatten und unerfindlichen Wellen, mit Luft- und Wurmlöchern und Klängen wie unter Wasser oder wie mit nichtmenschlichen Organen in Zeitlupe gehört, stellt für menschliche Sinne eher ein Mysterium dar. Mit Fliegenspirit jedoch kann sie als Faszinosum wahrgenommen werden. Elektrogrillen zirpen, Fliegen­schisse ploppen ins stereophon gewellte, etwas schäbige und auch wieder metalloide Klanggewebe, an dessen Ecken und Enden auch schon Asmus Tietchens oder Emerge gelauscht und rumgezupft haben. Rigobert Dittmann

via Bad Alchemy