Matilde Meireles’s “Life of a Potato” reviewed by Bad Alchemy

Mit Life of a Potato (Crónica 180~2022, gelbe C-30) macht Dr. MATILDE MEIRELES das Leben und Wesen einer ordinären Grumm’bere, wie wir in Unterfranken sagen, hörbar. Als Postdoctoral Researcher Fellow an der University of Oxford im Projekt ‘Sonorous Cities: Towards a Sonic Urbanism’ (SONCITIES) sind Scholle und Knolle eigentlich nicht ihr Thema. Allerdings hat es sie gelegentlich schon aufs Land gezogen, etwa zum Slieve Gullion oder in die Marble Arch Caves in Nordirland – sie hat in Belfast promoviert. Dort, wo Spuds und Crisps immer noch angesagt sind, hat sie wohl auch von An Gorta Mór gehört, der Irischen Kartoffelpest 1845-49, in der eine Million verhungerten und zwei Millionen vorm Verhungern flohen (‘Thousands are Sailing’ sangen die Pogues, und Primordial von ‘The Coffin Ships’) – eine Ungeheuerlichkeit, die noch in „Black 47“ und „Arracht“ nachhallt. Meireles, die von zuhause Batata portuguesa und Batatas ao murra kennt, spielt mit Klängen, die sie von einem Acker bei Pewsey in Wiltshire ausgrub: Mit holzigem Scharren und Beben, eisernem Klacken, dumpfem Kollern, der Regen plätschert, Vögel piepsen. Und sie bereitet was zu essen, schneidet rohe Kartoffeln, Tauben gurren, ein kleines Flugzeug brummt, Krähen krächzen, Spatzen tschilpen. B-seits wummern und pulsen Wellen auf dröhnendem Fond, gebackene Kartoffeln britzeln und brutzeln zu monotonem Klopfen und einem groovigen Loop, mit Schlagzeug sogar, und auch die Vögel hört man wieder piepsen und flattern, den Flieger brummen. Kartoffeln haben Augen, aber seit wann haben sie Ohren? [BA 114 rbd]

via Bad Alchemy