Mit diesem Release darf ich mich zur Gruppe der Legastheniker zählen. Wider besseren Wissens versucht die Wahrnehmung mir zu vermitteln, dass da Audiogeist und nicht Autodigest steht. Diese Unverbesserlichkeit liegt vermutlich darin begründet, dass der hier anzutreffende einstündige Applaus natürlich noch eine weitere Ebene in sich birgt. Es wird nicht die Art Applaus nachvollzogen, die nach erlebtem kulturellen Genuss einen Puffer schafft, um den Widereintritt in eine gewohnte Wirklichkeit zu ebnen, sondern es geht um jenes wilde, von Johlen und Kreischen angeheizte Applaudieren, wie es bei grossen Rockkonzerten oder Fussballspielen anzutreffen ist. Momente, in denen sich ein Publikum in seiner Rolle als Publikum oft bis an die Granze der Besinnungslosigkeit selber feiert. Neben wirklich komischen Momenten offenbart sich dabei aber zunehmends die Eigenschaft des Hörers als entpersonalisierter Konsument. Für Autodigest stellt der bloße Konsum von Musik ein viel tiefergehenderes Problem unserer Zeit dar als die viel bejammerte Krise der Musikindustrie. Im Zeitalter von 20.000 Musikstücken aus der Jackentasche ist es nun wirklich einerlei, ob diese mal gekauft, gerippt, gezogen oder gebrannt wurden. Vielmehr markiert die permanente Verfügbarkeit und das notwendige Verwalten von Musik eine neue Qualität: einen beiläufigeren und geringeren Stellenwert hatte Musik noch nie und somit darf sie sich selbst dieser Tage den individuellen Soundtrack in die Entfremdung bereiten. Thank You! Good Night!
PP