Ein dünnes Zirren erklingt und breitet sich langsam zu einem dichten und schwer definierbaren Soundteppich aus, der der durch das metrisch wirkende Wabbern eine konkretere Form bekommt. Man sollte schon mit experimenteller Elektronikmusik etwas anfangen können, denn die großen Harmonie oder gar Harmonien wird man hier nicht finden. Stattdessen gibt es gleichsam interessant wie absurd anmutende Klangexperimente, die sich ruhig und fast einschläfernd wie paranoid und ungemein dominant zeigen. Die Dynamikspanne, die dabei erreicht wird, ist nicht gerade überaus breit, doch zumindest angemessen. Jedoch funktioniert das Album, das eigentlich fast als zwei getrennte Alben betrachtet werden muss, vor allem über die verschiedenen Soundaspekte, die o.blaat hier präsentiert. Anschmiegend und weich, bis schmerzend und penetrant. Keiko Uenishi lässt nichts aus, um die Aufmerksamkeit des Hörers auf sich zu ziehen. Und das mit den subtilsten und deshalb interessantesten Mitteln. Großartig plumpe Beats oder Musik zum Zappeln bietet „Gaze / In The Cochlea“ nämlich in keinster Weise, vielmehr aber ein Album, das zum Nachdenken anregt. Zudem sollte erwähnt werden, dass der zweite Teil des Albums mit Kopfhörer gehört werden sollte, da nur dann die zahlreichen Details und fragilen Soundflächen angemessen hervortreten, die Uenishi hier zusammengezimmert hat. Sicherlich kein einfaches doch aber lohnenswertes Album.
Matthias